Journalartikel

Musik und Aggression. Ein Forschungsüberblick


AutorenlisteBullerjahn, C

Jahr der Veröffentlichung1996

Seiten40-44

ZeitschriftMusik und Unterricht : das Praxismagazin für die Klassen 5 bis 13

Bandnummer7

Heftnummer36

ISSN1439-1384

VerlagLugert


Abstract
Eine Hauptursache von Disziplinproblemen in der Schule stellen Aggressionen dar. Sie entstehen zum einen als Folge persönlicher Probleme von Schülern und zum anderen als Folge von durch die Institution „Schule“ bedingte und gegen sie gerichtete Handlungen. Aggressive Handlungen erfahren häufig nur eine negative Bewertung, d.h. man bezeichnet die sich aggressiv verhaltende Person als „böse“ oder ihr Benehmen als „schlecht“. Hierbei wird übersehen, daß Aggressionen durchaus auch positive Funktionen haben können im Sinne der Durchsetzung von Interessen, bei der Gruppenbildung zur Festlegung von Rangordnungen, zum Abbau von Spannungen und als Triebfeder für die Veränderung einer bestehenden Ordnung. Die Bewertung durch den Lehrer ist aus diesem Grunde entscheidend. Aggressionen umfassen zum einen bestimmte Erregungszustände sowie spezifische Gefühlsempfindungen und zum anderen charakteristische, daraus resultierende Handlungsweisen. Diese spielen grundsätzlich eine wichtige Rolle in den sozialen Beziehungen einer Gruppe oder speziell einer Schulklasse. Das Wort Aggressivität umschreibt dagegen die Neigung zu aggressivem Verhalten als Persönlichkeitsmerkmal. Die nicht seltene Konfrontation der Lehrer mit aggressivem Schülerverhalten läßt bei vielen den Wunsch nach einem Wundermittel entstehen, das augenblicklich alle Probleme beseitigt. Regenbogenpresse und populäre Ratgeberbücher sind in solchen Fällen mit einer Lösung oft schnell zur Hand: Sie empfehlen häufig den Einsatz von Musik, die zur Lebens- und Stimmungslage passe. Sie verfahren dabei zumeist nach dem Motto „Gleiches paßt zu Gleichem“, also aggressive Musik auch zu aggressiver Stimmung, und gedenken letztere im Sinne einer Abreaktion in eine friedvolle zu verwandeln. Freilich findet man teilweise auch das umgekehrte Verfahren, nämlich die Konfrontation der betroffenen Person mit „unpassender“, also friedvoller Musik, in der Hoffnung, daß die in der Musik ausgedrückte Stimmung auf die Person abfärbe. Verbreitet sind auch die Ängste vor aversiven Wirkungen „aggressiver Musik“ — was immer man sich darunter vorzustellen habe — oder Vermutungen über Zusammenhänge zwischen dem Persönlichkeitsmerkmal „Aggressivität“ und speziellen Musikpräferenzen. Der alltäglichen Beobachtung entspricht ferner die Vorstellung, daß Musikpräferenzen Modifikationen durch augenblickliche Stimmmungsschwankungen unterliegen. Mit den im Titel angeführten Begriffe lassen sich demnach gleich mehrere Forschungsfragen verknüpfen. Ausgewählte empirische Belege und Beispiele aus der musikpädagogischen Praxis sollen zu einer vorläufigen Beantwortung der Fragen herangezogen und beschrieben werden. Den Abschluß bilden Überlegungen zur Relevanz der Ergebnisse für den Musikunterricht.




Zitierstile

Harvard-ZitierstilBullerjahn, C. (1996) Musik und Aggression. Ein Forschungsüberblick, Musik und Unterricht : das Praxismagazin für die Klassen 5 bis 13, 7(36), pp. 40-44

APA-ZitierstilBullerjahn, C. (1996). Musik und Aggression. Ein Forschungsüberblick. Musik und Unterricht : das Praxismagazin für die Klassen 5 bis 13. 7(36), 40-44.


Zuletzt aktualisiert 2025-21-05 um 13:23